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(übersetzt von Katja aus Robin’s Laws of Good Game Mastering, erschienen 2002 bei Steve Jackson Games, 36 Seiten, ISBN 1-55634-629-8)

Leute spielen Rollenspiele aus einer Vielzahl von Gründen, aber die folgenden sieben Spielertypen scheinen am häufigsten vorzukommen. Es gibt aber durchaus auch viele Spieler, die man nicht in eine dieser Schubladen stecken kann. Und die meisten weisen Züge von mehr als einem Spielertypus auf. Zudem hat jeder von uns seine ganz individuellen Eigenarten, die wichtiger sind als die Spielerkategorien, die wir angehören.

Trotzdem kann es sehr nützlich für Spielleiter sein, seine Spieler den jeweiligen Typen zuzuordnen, damit er sich auf dieser Grundlage ein Spielkonzept überlegen kann.

Ganz unten findet ihr die URL zu einem Selbsttest (in englischer Sprache), damit ihr euch nach diesen Spielertypen grob einordnen könnt.

Contents

  1. Der Machtspieler (Power Gamer)
  2. Der Plätter (Butt-Kicker)
  3. Der Taktiker (Tactician)
  4. Der Spezialist (Specialist)
  5. Der Schauspieler (Method Actor)
  6. Der Geschichtenerzähler (Storyteller)
  7. Der Gelegenheitsspieler (Casual Gamer)
  8. Selbsttest

Der Machtspieler (Power Gamer)

Der Machtspieler (Power Gamer) möchte seinen Charakter stärker, zäher, reicher machen, sowie die Attribute und Fähigkeiten steigern. Wie auch immer Erfolg im Regelsystem definiert sein mag – dieser Spieler will mehr davon. Er tendiert dazu, seinen Charakter als Abstraktum zu sehen, eine Ansammlung von Superkräften und darauf ausgerichtet, noch mehr Superkräfte zu erhalten. Er spielt sehr eng an den Regeln, wobei er speziell nach Lücken und Knackpunkten sucht, die er für sich möglichst effizient ausnutzt. Vom Spielleiter erwartet er die Möglichkeiten, hübsche neue Fähigkeiten oder Artefakte auf seinen Charakterbogen schreiben zu können.

Der Plätter (Butt-Kicker)

Der Plätter (Butt-Kicker) will im Spiel Dampf ablassen, indem er sich (ganz altmodisch) der Zufügung von Körperverletzung widmet. Er sucht sich gerne einfache, kampfbereite Charaktere aus, gleichgültig ob er durch sie im Spiel Macht oder Erfolg erlangen kann. Nach einem langen Tag im Büro oder in der Schule möchte er nur, daß sein Charakter die Gegner in Grund und Boden stampfen kann und damit wieder einmal beweisen, daß er allen Herausforderern gewachsen ist. Spielregeln sind ihm eventuell dabei dienlich, aus seinem Charakter eine optimale Kampfmaschine zu machen. Sie können ihm auch gleichgültig sein, solange er nur auf etwas einprügeln darf. Er erwartet vom Spielleiter jede Menge Gelegenheiten, die oben erwähnte Zerstörung anzurichten und sich überlegen zu fühlen.

Der Taktiker (Tactician)

Der Taktiker (Tactician) ist möglicherweise ein Militärexperte, der am liebsten Lösungswege durch komplexe, realistische Probleme sucht, gewöhnlich auf einem Schlachtfeld. Er möchte, daß die Regeln (und die Interpretation des Spielleiters von ihnen) die Realität, so wie er sie kennt, widerspiegeln. Wenigstens sollten die Regeln eine in sich konsistente und logische Welt darstellen, in der seine Entscheidungen der Hauptfaktor ist, der Niederlage oder Sieg herbeiführt. Vielleicht sieht er Charakterspiel als eine Ablenkung an und wird ungehalten, wenn andere Spielercharaktere Dinge tun, die ihren Persönlichkeiten entsprechen aber taktisch unklug sind. Um den Taktiker im Spiel zufrieden zu stellen, sollte man ihm anspruchsvolle und logische Hindernisse in den Weg stellen, die sein Charakter überwinden muß.

Der Spezialist (Specialist)

Der Spezialist (Specialist) bevorzugt eine bestimmte Charakterklasse, die er bei jeder Kampagne und in jedem Hintergrund spielt. Der am häufigsten gewählte Charaktertyp der Spezialisten ist der Ninja. Andere mögen Ritter, Katzenmenschen, Störenfriede, fliegende Charaktere oder sehnsüchtige Druidenmädchen, die viel Zeit in verwunschenen Lichtungen in Gesellschaft von Elfen und Einhörnern verbringen. Der Spezialist möchte, daß die Spielregeln seine Lieblingscharakterklasse unterstützen, ansonsten sind sie ihm relativ gleichgültig. Ihn kann man als Spielleiter damit glücklich machen, indem man Szenen ins Spiel einbaut, in denen der Charakter die coolen Dinge tun kann, für die dieser Archetyp bekannt ist.

Der Schauspieler (Method Actor)

Für den Schauspieler (Method Actor) ist Rollenspiel die Möglichkeit, mehr über sich selbst zu erfahren. Er identifiziert sich stark mit dem Charakter den er spielt und kann durchaus der Ansicht sein, daß es wichtig für seine kreative Entfaltung ist, extrem unterschiedliche Persönlichkeiten darzustellen. Die Entscheidungen und Handlungen seines Charakters basieren auf dessen Psychologie und daher wird der Schauspieler sich dagegen wehren, diese Entscheidungen zu ändern, nur weil sie gegen Spielregeln verstoßen oder nicht zum Erreichen des Gruppenziels beitragen. Regeln sieht der Schauspieler bestenfalls als notwendiges Übel und bevorzugt Spielabende, bei denen gar nicht gewürfelt wird. Den Schauspieler unterhält man als Spielleiter am besten, indem man ihn in Situationen bringt, die seine Charakterzüge auf die Probe stellen oder vertiefen. [Anmerkung zum Begriff ‚Method Actor’: Er wurde in der Schauspielkunst von Konstantin Stanislawski (1863-1938) geprägt. Bei der damals definierten Technik steht die Rollenarbeit und –analyse im Mittelpunkt. Der Schauspieler studiert das Umfeld, die Biographie und das Innenleben der Figur, um dem Spiel Sinn, Folgerichtigkeit oder Widersprüchlichkeit zu verleihen. Dabei gibt es zwei Aspekte: der Prozess des Erlebens (Innen) und des Darstellens (Außen).]

Der Geschichtenerzähler (Storyteller)

Der Geschichtenerzähler (Storyteller) ist wie der Schauspieler mehr am Rollenspiel interessiert und weniger an Attributen und Erfahrungspunkten. Allerdings will er lieber Teil einer Geschichte sein, die sich eher wie ein Buch oder Film anfühlt und weniger mit einer strikten Identifikation mit seinem Charakter zu tun hat. Er ist sofort kompromissbereit, um die Geschichte voran zu treiben und kann sich leicht langweilen, wenn das Spiel aufgrund einer längeren Planungsphase stagniert. Ihm bereitet es Vergnügen, wenn der Spielleiter neue Plotstränge entwickelt und die Handlung weiter voran bringt. So wie es ein guter Romanautor oder Filmregisseur tun würde.

Der Gelegenheitsspieler (Casual Gamer)

Die Gelegenheitsspieler (Casual Gamer) werden häufig bei dieser Art Diskussionen vergessen, obwohl sie in fast jeder Spierunde zu finden sind. Sie wollen selbst in kleinen Gruppen möglichst nicht im Rampenlicht stehen und sind meistens nur deswegen dabei, weil die übrigen Gruppenmitglieder sich für diese Freizeitaktivität entschieden haben. Obwohl sie im Spiel schwer zu fassen sind, können sie lebensnotwendig für das Weiterbestehen der Spielrunde sein. Im Spiel schließen sie die Lücken der Anforderungen an Fähigkeiten, die von den Charakteren verlangt werden und nur von einer größeren Anzahl Charaktertypen oder –klassen abgedeckt werden können. Eben weil sie nur aus sozialen Gründen dabei sind, erfüllen sie eine wichtige Funktion in der Gruppendynamik. Häufig sind sie die freundlichen, ausgleichenden Menschen, die die mehr bestimmenden Persönlichkeiten davon abhalten, sich gegenseitig zu bekriegen (innerhalb und außerhalb des Spiels). Der wichtigste Aspekt beim Gelegenheitsspieler ist, daß er unbedingt im Hintergrund bleiben will. Er möchte keine Regeln lernen oder ein Plotidee für seinen Charakter entwickeln oder bei einer intensiven Strategieplanung dabei sein. Als Spielleiter glaubst Du vielleicht, daß es schlimm ist, wenn er die meiste Zeit daneben sitzt und in deinen neuesten Comics herumblättert, aber – hey, das will er nun mal so. Auf keinen Fall sollte der Gelegenheitsspieler dazu gezwungen werden, sich tiefgründiger mit dem Spiel zu beschäftigen, als er dazu bereit ist. (Natürlich sollte sich ein Spielleiter schon fragen, ob er etwas falsch macht, wenn jeder in der Spielrunde nur da sitzt und Comics liest.)

Selbsttest

Und hier findet ihr die URL für den oben erwähnten Selbsttest. Viel Spaß!

http://quizfarm.com/test.php?q_id=62192